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"Du bist kein Tropfen im Ozean, Du bist ein gesamter Ozean in einem Tropfen."

(Rumi, persischer Gelehrter im 13. Jhd.)

26.06.2023 

Nr. 01: Wer oder was ist "die Würde"?

Was fällt Ihnen spontan ein, wenn Sie den Begriff der "Würde" hören oder lesen?  

Gibt es "die eine Würde" überhaupt oder hat jeder Mensch "seine eigene Würde"? Falls ja, was glauben Sie, wie steht es aktuell um Ihre Würde?

Für mich war "die Würde" jahrelang irgendein verstaubtes, unmodernes Wort, das scheinbar so wichtig war/ist, dass es "die Würde" in Artikel 1 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland geschafft hat und seit dem 23. Mai 1949 - zumindest auf dem Papier - als "unantastbar" gilt und besonders geschützt werden soll. Eine für mich damals hohle Phrase, die ich kaum mit Inhalt oder konkreten Ideen füllen konnte. Heute, nach intensiver Auseinandersetzung mit dem Würde-Begriff, habe ich ein paar mehr Vorstellungen dazu.

Für mich ist die Würde ein Konstrukt des Menschen, ähnlich wie das der "Liebe". Ein Konstrukt für etwas, das wir Menschen (und zwar ausnahmslos jeder Mensch!) von Beginn an in uns tragen; gewissermaßen wie einen inneren Kompass für unser Leben.
Dieses Konstrukt beinhaltet das Bewusstsein über die Einzigartigkeit jedes einzelnen Lebewesens auf dieser Welt und das Staunen darüber, dass jedes Leben dieser Welt genau genommen ein kleines Wunder ist. In all den Millionen Jahren unseres Planeten hat es kein einziges Leben mehrmals gegeben, alles Leben ist einmalig.

Zu dieser Sichtweise gehört die Erkenntnis, dass es unsinnig ist, einander in Schubladen stecken zu wollen, weil sich die Vielfalt unseres prallen, menschlichen Daseins (zum Glück!) nicht kategorisieren lässt; auch wenn es Millionen Menschen täglich versuchen... Aber: Haben Sie schon einmal probiert, ein Wunder in eine Schublade zu stecken?!
Wir sind alle menschlich, einzigartig, liebens- und schützenswert. Punkt. Und hierin steckt gerade der Kern der Würde: In dem unveränderlichen Wert, den die Würde jedem einzelnen Menschen, jedem einzelnen Lebewesen dieser Welt, zuschreibt.


Im Grunde genommen ist die Würde für mich etwas Ur-Menschliches, was mir niemand nehmen kann. Sie ist für mich der Kern des MenschSeins, die Grundform der Menschlichkeit in all ihrer Verletzlichkeit, Emotionalität, Lebendigkeit. Wenn ich in meiner Würde bin, habe ich die Erlaubnis und Möglichkeit zum bedingungslosen, authentischen, puren Ich-Sein – mit radikaler Akzeptanz dessen, was sich an Gefühlen und Emotionen zeigen mag (ausdrücklich einschließlich der Scham, die in unserer Gesellschaft noch allzu oft tabuisiert wird!).

Zugleich wird deutlich, dass die Würde zwar in uns Menschen vorhanden ist, aber gewisse Bedingungen braucht, um sich entfalten zu können. Hierzu zählt u.a. die Erfüllung unserer menschlichen Grundbedürfnisse nach Anerkennung, Schutz, Zugehörigkeit und Integrität. Mit Blick auf die verunmenschlichte Welt, in der wir aktuell leben, scheint es ein fast unerreichbares Ziel zu sein, die eigene Würde erkennen, entfalten und leben zu können. Und doch bin ich überzeugt davon, dass es sich lohnt, sich auf den Weg zu machen und für die eigene Würde und die der Mitmenschen einzustehen!